Findet man einen kleinen Vogel, denkt man oft, er sei völlig hilflos. Doch Vorsicht bei Jungvögeln! Die meisten sind sogenannte Nestflüchter, die das Nest noch vor dem Flüggewerden verlassen und von in der Nähe gelegenen Büschen oder Bäumen ihre Eltern um Futter anbetteln. Oft werden auch die ersten Flugversuche geübt. Meist sind sie nicht elternlos und auch nicht so hilfsbedürftig wie wir glauben. Das Verhalten ist gar nicht so leichtsinnig wie wir denken. Es steigert sogar die Überlebenschancen. Ein Nest mit vielen Jungvögeln wird leichter die Beute von Räubern wie Eichhörnchen, Mardern oder Elstern als der einzelne Jungvogel im Geäst.
Also erst einmal Hände weg vom niedlichen Piepmatz! Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Jungvogel, der von seinen Eltern an der Stimme erkannt wird, auch von Ihnen weiter versorgt.
Helfen können Sie dem kleinen Jungvogel, wenn Sie ihn vom offenen Boden, insbesondere vom Gehweg oder von der Straße, auf einen höher gelegenen Ast setzen. Von dort aus kann er seine Eltern herbeirufen. Vögel orientieren sich nicht so stark wie Säugetiere nach dem Geruchsinn. Auch nach der Berührung durch den Menschen nehmen sie ihr Junges wieder an.
Nehmen Sie den Jungvogel hingegen mit, kann es sein, dass die Elterntiere beunruhigt nach ihrem Nachwuchs suchen. Natürlich kann es passieren, dass auch ein Nestflüchter von der Katze oder anderen Räubern geholt wird. Aber das ist der Lauf der Natur und dient letztlich auch der Bestandsregulierung.
Nehmen Sie also bitte nicht unbedacht jeden Jungvogel mit, der vermeintlich aus dem Nest gefallen ist.
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